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Sonntag, 20. Juli 2014 - 13:12 Uhr
Aufregung vor Kap Sounion

Jetzt habe ich das Kap Sounion umsegelt, den südlichsten Punkt vom griechischen Festland – oder einfach 80km östlich von Athen. Im Moment liege ich in Lavrion an der Mole und werde wieder geschruppt und süßwassergespült. Aber das am Kap Sounion hat mir gut gefallen. Da lag ich in einer kleinen Bucht direkt unter dem Poseidon-Tempel und habe meiner Crew zugeschaut wie sie im Sonnenuntergang am Tempel entspannt haben, denn das hatten sie nötig nach dem Nachmittag:
Gemütliches segeln von der Insel Poros Richtung Kap bei 3-4 Windstärken. Die Großschifffahrt ist voll vertreten, umrundet das Kap nach oder von Athen kommend. Alles kein Problem. Doch da sehe ich eine verdammt schnelle Fähre auf mich zurauschen. Crew peilt, Kollisionskurs. Pfiff wie immer cool, bisher hat noch jede die Vorfahrtsregeln eingehalten und ist mir Seglerin ausgewichen. Aber die ist schon sehr schnell. Und was ist das? Schlagartig dreht der Wind und nimmt um mindestens eine Windstärke zu. Pfiff schickt Erika zum Reffen vor. Hey, hallo, die Fähre!!!! Erika kriegt‘s auch schon mit. Komm zurück! Oh je, jetzt wird es eng! Die spinnen doch total auf der Fähre! Pfiiiiiiiiiffffffff! Tu was!!!! … Jetzt, sofort!!! Puh, abfallen um 90 Grad, ich stehe quer zur Fähre. Das nennt man Manöver des letzten Augenblicks. Oder vorletzten, ist mir egal. Die hätte doch gar nicht gemerkt, dass ich an ihrer Bordwand zerschelle. Aber es ist ja noch nicht vorbei. Da ist ja noch die große Heckwelle zu der ich quer stehe und die auf mich zukommt. Pfiff lenkt mich trotz heftigen Wind geschickt schräg, Achtung alles festhalten, o.k. halb so wild, das schaukel ich schon. Heidenei, das ist mir noch nie passiert.
Ach ja, meine Crew und ich haben entschieden, dass wir nicht in die Kykladen mit den heftigen Meltemiwinden und Fallböen segeln. Erika will Stressvermeidung. Wir segeln nach Norden an Euböa vorbei in die nördlichen Sporaden. Dort tausche ich dann Erika gegen zwei Seglerfreunde ein. Die kenne ich schon gut.

Dienstag, 8. Juli 2014 - 20:57 Uhr
Rund Peloponnes

Der Peleponnes gefällt uns sehr gut, drum lassen wir uns auch Zeit. Hier muss Ich mich nicht sputen um rechtzeitig am nächsten Ort zu sein um noch einen Platz zu ergattern, denn der Massentourismus hat noch nicht um sich gegriffen. Charterschiffe werden weniger und die Bootsbesitzer, die Zeit haben, umrunden den Peleponnes von Ost nach West oder wie ich von West nach Ost. Da treffe ich dann so einige bekannte Schiffchen immer wieder. Manchmal gibt‘s Regattafahrten. Und ich muss sagen, so als Kleinste schlage ich mich nicht schlecht.
Stille Buchten und idyllische Hafenstädtchen geben mir Schutz. Überall findet man große Burganlagen, zum Teil noch sehr gut erhalten und meine Crew erkundet sie gern. Müssen ganz schön gefährliche Zeiten gewesen sein, damals. Die schönsten waren in Pilos, Koroni und Monemvasia. In letzteren haben sich die Bewohner gleich auf eine Felseninsel verzogen, eine riesige Mauer um ihre Stadt gebaut, die Basilika weit hinauf auf den Felsen, leider zurzeit wegen Restaurier Arbeiten nicht zu besichtigen.
Und der allerschönste weiße Dünenstrand ist auf Elefonisos, die kleine Insel am „Zeigefinger“ des Peleponnes. Allerdings kann ich schon verstehen, dass meine zwei manchmal ein wenig unglücklich schauten. Also ihr müsst euch mal vorstellen, kleine geschützte Bucht, Felsen die in weißen Dünen verschwinden, weißer Strand, ein paar Palmensonnenschirme, türkisfarbenenes klares Wasser und … ein so heftiger Nordwind, dass sie sich nicht von Bord trauen, sich lieber durchschaukeln und vom ewigen Pfeifen und Heulen des Windes nerven lassen. 2 Tage lang. Nur abends zum Viertelfinale, Deutschland gegen Frankreich hielt Pfiff nichts mehr. Sie gingen zur nächsten Bucht, außer meiner Sichtweise und kamen erst kurz vor dem Dunkelwerden wieder. Am 3. Tag endlich Windpause. Erika freut sich, meint sie kann jetzt einen Bade-Dünenerkundetag einlegen. Geht gar nicht. Ich muss das Kap Maleas umrunden. Und das geht natürlich nur, wenn der Meltemi sich dazu bequemt mal eine Pause zu machen. (Meltemi: Starker nördlicher Sommerwind der Ägäis)
Das mit der WM ist ja sowieso ein logistisches Problem. Da soll ich sie immer wo hinbringen, wo man glotzen kann. Beim Achtelfinale, dass ja hier erst um 23.00 Uhr anfing, wurde Pfiff vor der Verlängerung rausgeschmissen. In der 2.Kneipe dieses Fünfseelendorfes Kagio blieb der Wirt dann nur wegen ihm bis halb zwei auf. Erika schlief schon tief und fest.
Heute liege ich vor Anker in Kyparisia, eine dicke, 2qm große Plastikfolie an Bord, die sich in meiner Schraube verfangen hatte. Natürlich ganz nah neben dem Kapfelsen und Pfiff musste mich befreien, alles gut gegangen und ein schwimmendes Teil weniger im Meer. An meinem Rumpf sind lauter kleine schwarze Teerflecken, quasi nur verschmierbar, nicht abwaschbar. Ich schau aus! Müssen sie mich denn ausgerechnet durch die Abwässer irgendeines dieser großen Frachtschiffe, die den Peleponnes runden, schippern? Aber schön ist es schon hier, umgeben von hohen Bergen, fast wie in den Dolomiten meint Erika. Also Gardasee meint daraufhin der Pfiff.

Samstag, 21. Juni 2014 - 20:41 Uhr
Schweißtreibend

Jetzt muss ich mich gleich nochmal melden. Keine Angst, nichts Schlimmes. Gestern bin ich voll ins Schwitzen gekommen. Wollen meine 2 Hübschen mal so schnell bei 5-6 Bft. nach Zakynthos segeln. Und dort im Süden in eine Bucht zum Ankern. Bis Zakynthos war alles super. Aber ich dachte mir gleich, dass uns nach der Südost Ecke der Wind entgegensteht. Aber nein sie probieren es 1 ½ Std. lang, mit und ohne Motor. Ich bin total nass gespritzt und komme kaum vorwärts. Endlich kann ich mich durchsetzen und umkehren. Mit Wind im Rücken (immer noch 5-6 Bft.)segeln wir 20 sm zum Festland rüber, nach Katakolon. Insgesamt so knapp 60 sm in 9 Std., da waren wir froh als ich am Kai fest war. Ich brauche heute einen Ruhetag! Basta. Meine Crew habe ich nach Olympia geschickt. Die schauen sich z.B. die Giebelskulpturen des Zeustempels an, die folgende schaurige Geschichte erzählen sollen. Der Oinomaos hatte eine Tochter. Um die zu ehelichen mussten Bewerber ihn im Wagenrennen besiegen oder sie wurden umgebracht. (Auf so Ideen musst du erst mal kommen) Einige wurden schon getötet, bis endlich Pelops kam und ihn besiegte. Er hatte die Tochter, und den Schwiegerpapa tötete er. Ist doch gruselig oder? Dieser Pelops war der Namensgeber für den Pelopones um den wir die nächsten Tage rumsegeln.

Donnerstag, 19. Juni 2014 - 16:55 Uhr
Alles richtig gemacht

Preveza, Ambrakischer Golf, Lefkas Stadtkai, Insel Meganision, Ankerbucht Vlychon auf Lefkas, Vathi auf Ithaka, Poros auf Kephalonia. Oh je, gäbe viel zum Erzählen. Hab mich wohl schon lange nicht gemeldet? Meganision war super. Hab sie in eine schöne Bucht gefahren, den Anker geschmissen und mit Heckleine am Olivenbaum festgemacht. Alle Boote haben geschwankt, bloß ich bin seelenruhig gelegen, sodass sie 3 Tage nicht weiter wollten. Alles war allerdings nicht perfekt. Eine Engländerin hat gekeift, weil meine Ankerkette sich ihrer auf etwa 15m angenähert hat. Den Pfiff hat sie als schlechtesten Seemann der letzten 20 Jahre bezeichnet – eine Unverschämtheit. Aber den anderen Segelmannschaften ging es auch nicht besser. Und die Arme musste entmutigt feststellen, dass hier keiner auf ihre Kette achtet, das habe sie noch nie erlebt und sie floh in Windeseile davon. Die Gewitter haben uns auch verschont.
In der rundum geschützten Ankerbucht Vlychon lag ich einen Tag alleine (mit hundert anderen Booten, von denen ich schon einige kenne), weil die Crew auf Landurlaub war. Mit dem Roller über die Insel und so. Am tollsten war natürlich die Aussicht auf mich und die Bucht vom Pass herunter und nicht die Wanderung durch die schöne Schlucht zum Wasserfall und dem kühlen Süßwasserbad in dem Pool darunter. Das Paket mit der Motorhalterung haben sie mit dem Bus abgeholt. Dafür habe ich mich auch quer ab zur Bushaltestelle gelegt mit Bäckerei im Hintergrund. Was tut man nicht alles um es den beiden möglichst bequem zu machen. Lasse auch nachts immer den Wind einschlafen, damit sie ruhig in mir schlafen können. Die Halterung wurde übrigens noch nicht probiert, weil Pfiff lieber paddelt. Wegen Muckis kriegen glaub ich, ha, ha, ha. Erika hat wohl zu sehr von dem muskulösen griechischen Tänzer geschwärmt.
Die Überfahrt nach Ithaka war wunderschön und ohne odysseus‘sche Irrwege. Gar nicht schön war einige Tage vorher das Gewitter im Amvrakischen Golf . Bei der ersten Sturmbö stieg mein Beiboot in die Luft drehte sich um und lief voll Wasser. Eine kraftraubende Aktion war das, bis das störrische Boot endlich wieder auf mir verstaut war. Hätte das nicht schon vor dem Gewitter aufgeräumt werden müssen? Große Versprechen haben sie hinterher abgegeben…
Ging ja alles gut. Heute ging auch alles gut los. Raus aus der schönen Bucht Vathi, wo unter anderem auch oberpfälzisch gesprochen wird (es gibt auch in Tännersberg Segler!), die Segel rauf und hart am Wind mit 6kn vorwärts – 1 Stunde lang, dann schlief der Wind ein und die restlichen 15 sm erledigte mein Motor. Entschädigt wurden wir von dem überraschend idyllischen Hafen Poros auf Kefalonia. Im 20 Jahre alten Hafenführer von Pfiffs letzter Reise hierher kam der nämlich gar nicht gut weg. Gefährlicher Schwell durch die Fähren und Rattenüberfallgefahr. Inzwischen ist ein der Fähranlieger weit weg und alles ist schmuck und adrett. Vielleicht hätte sich doch eine neuere Auflage gelohnt!!!! Erika kam auch ganz strahlend vom Baden zurück. Gleich nach der Hafenmole wunderbares, klares Wasser und eine Runde um die Hinkelsteininsel schwimmen, da ist sie glücklich.

p.s. der 80-jährige vom letzten Bericht ist übrigens 90 Jahre!!!

Mittwoch, 4. Juni 2014 - 16:29 Uhr
3.6.14 - Regentag und Hafenwatching

Ich muss schon sagen heute war etwas geboten. Ich liege an der Kneipenzeile im schönen Naturhafen von Gaios auf der Insel Paxos. Das alleine ist schon aufregend. Gott sei Dank war gestern am Frühnachmittag als ich herkam noch wenig los, so konnte meine Crew in aller Ruhe zum ersten Mal den Heckanker werfen und mich am Kai festmachen. Die Nachbarn haben die Leinen übernommen und, dass es ausgerechnet ein Neuseeländisches Pärchen war, hat sie sehr gefreut. Heute Vormittag hatte die Crew Landgang und wanderte gleich bis zur Westküste (dauert so 45 Min.!). Und dort einen Küsten-Ziegenpfad über den vielleicht 70m hohen Klippen entlang, vorbei an 2 Luxusferienhäuser im Niemandsland. Aussicht – Ruhe – Aussicht, sonst nichts.
Aber als sie zurück waren ging der Bär los. Segler verhauten Anlegemanöver und lagen plötzlich windschief neben mir, noch dazu am Platz, wo Anlegeverbot wegen der Wassertaxis gilt. Dann kamen im Minutentakt große Ausflugsboote, die sich irgendwo dazwischen drängen mussten, da ihre Anlegeplätze heute trotz Hinweisschild:“ zwischen 10.00 und 17.00 Uhr Anlegen verboten“ zum Teil belegt wurden. Und als Krönung noch ein etwa 50m langes Cruiserboot, das fast so lange ist wie der Hafen breit. Und gleichzeitig andere Segler, und, und, und. In all dem Trubel tuckert ein 80jähriger Kölner mit seinem 8m Schiffchen hin und her und entscheidet dann zielsicher, dass er zwischen mich und den Neuseeländer passt. Wir haben im natürlich gleich geholfen. Dann konnte er in aller Ruhe sein Anlegerbier trinken.
Alles griechisch oder was? Nein wirklich Griechenland gefällt mir bisher super. Das allzu fette griechische Essen muss ich ja nicht verdauen.
Ach ja, jetzt müssen sie übrigens fleißig rudern. Pfiff hat in der einsamen Valtou-Bucht Scheiße gebaut. Ihm ist doch glatt die Außenborderhalterung vom Beiboot ins Wasser gefallen, und so schnell gesunken, dass ein Brillenträger, der die Brille erst ablegen muss, nicht mehr nachkommt. Ist normalerweise nicht schlimm, kann man rauftauchen. In dem Fall – denkste! Ich lag gerade auf 11m Tiefe. Der Fitnessstuduioersatz heißt ab so fort, rudern!

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